Unter diesem Titel führt die Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in der Region Hannover einige interessante Veranstaltungen bis in den Januar 2017 durch. Eine Auswahl aus dem vollständigen Programm Niedersachsen und Bremen sei hier genannt.
Djihad und Judenhass – Woher kommt der Judenhass in der arabisch-islamischen Welt?
Dr. Matthias Küntzel
Dienstag, 22. November 2016, 19.00 Uhr
Hannover, üstra-Remise, Goethestraße 19
Antisemitismus und Holocaust-Leugnung sind in den islamischen Gesellschaften des Mittleren und Nahen Ostens erheblich weiter verbreitet als in anderen Teilen der Welt. Nazi-Deutschland nutzte seit 1937 seine Möglichkeiten, um den Antisemitismus in diesem Teil der Welt zu schüren. So stachelte Berlin bereits zehn Jahre vor der Gründung Israels die judenfeindlichen Kampagnen der ägyptischen Moslembruderschaft an und finanzierte sie.
Ein Kurzwellensender verbreitete die antisemitische NS-Propaganda unter Muslimen: in zwei arabischen Dialekten, aber auch auf Persisch, Türkisch und Hindi. Die Propaganda wandte sich an die religiös orientierten und nicht-alphabetisierten Menschen und wurde von April 1939 bis April 1945 mehrmals täglich ausgestrahlt.
Umfangreiche Studien erschienen dazu in den USA und in Großbritannien, hierzulande aber ist dieses Kapitel unserer Geschichte kaum bekannt. Dabei stehen auch die gezielten islamistischen Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Juden in Toulouse, Paris, Brüssel oder Kopenhagen in der Tradition dieses alt-neuen antisemitischen Programms.
Gefördert durch das Auswärtige Amt
Antisemitismus in der Linken
Dr. Stephan Grigat
Montag, 16. Januar 2017, 19.00 Uhr
ver.di-Höfe Hannover, Goseriede 10, Hannover
Kooperationsveranstaltung mit dem Bildungswerk der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Niedersachsen e.V.
Sind Spekulanten „Heuschrecken“? Und betreibt Israel eine „Vernichtungspolitik gegen die Palästinenser“? Oder zeigt sich in solchen Aussagen, dass die Linke nicht nur eine antisemitische Schlagseite hat, sondern in einigen ihrer Ausprägungen ein handfestes Antisemitismusproblem? Der Vortrag soll zeigen, inwiefern bestimmte Formen des Antikapitalismus den Antisemitismus befördern, und warum der Hass auf den jüdischen Staat eine seiner aktuellen Ausdruckformen darstellt.
„Das Weltjudentum ist überall unfassbar“ (Martin Heidegger) Zur Dynamik antisemitischer Verschwörungstheorien
Thomas v. der Osten-Sacken und Enno Stünkel
Samstag, 14. Januar 2017, 13.00–17.00 Uhr
Hannover, Kulturzentrum Faust e.V., Zur Bettfedernfabrik 3, Warenannahme
Das Thema dieses Workshops sind aktuelle Verschwörungstheorien, die in den Gesellschaften des Nahen Ostens wie in denen Europas verbreitet sind. Der Glaube an eine verdeckte Macht, die mittels einer Verschwörung die Geschichte lenkt, ist regelmäßig mit Antisemitismus verbunden. Das „Weltjudentum“, wie es Martin Heidegger 1941 in dem Zitat im Titel nannte, erscheint als das eigentliche Zentrum dieser Macht.
Antisemitisch grundierte Verschwörungstheorien finden sich heute in der Propaganda autokratischer Staaten wie in vermeintlich rebellischen Jugendkulturen, sie verbreiten sich im Internet und in sozialen Netzwerken, sie tragen zum Erfolg der rechten Bewegungen in Europa bei, finden Resonanz in den unterschiedlichsten Milieus und sind anschlussfähig an das Alltagsbewusstsein vieler Menschen. Überall wirken sie individueller Emanzipation entgegen.
Im Workshop werden wir nach den Gründen fragen, die Verschwörungsideologien attraktiv machen. Ihre Funktion als Mittel der Herrschaftssicherung wird dabei ebenso in den Blick genommen wie der psychische Gewinn, den sie für die Einzelnen bedeuten. Ein Ziel des Workshops ist es, Anregungen zu geben, wie Verschwörungstheorien im Alltag und in der Bildungsarbeit begegnet werden könnte: sicher nicht mit dem Versuch, sie zu widerlegen.