KZ-Gedenkstätten befürchten schweren Schaden für die Erinnerungskultur

Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten unterstützt die parteiübergreifende Initiative von Kulturschaffenden, die sich mit einem „Offenen Brief – Für Freiheit und Vielfalt in Kunst und Kultur“  an den Ältestenrat des Bundestages gewandt haben, um einen möglichen AfD-Vorsitz im Bundestags-Kulturausschuss zu verhindern. In einer Presseerklärung fordern sie dazu auf, den Aufruf zu unterstützen (www.kulturausschuss-schuetzen.de).

 

Presseerklärung

KZ-Gedenkstätten befürchten schweren Schaden für die Erinnerungskultur

Vor dem Hintergrund von Meldungen zur Frage eines möglichen AfD-Vorsitzes im Kulturausschuss unterstützt die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten, in der die Leiterinnen und Leiter der vom Bund institutionell geförderten Gedenkstätten Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Mittelbau-Dora, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen zusammengeschlossen sind, die parteiübergreifende Initiative von Kulturschaffenden, die sich mit einem „Offenen Brief – Für Freiheit und Vielfalt in Kunst und Kultur!“ an den Ältestenrat des Bundestages gewandt haben (www.kulturausschuss-schuetzen.de)

Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten teilt die Sorge, dass bei Übernahme des Vorsitzes im Ausschuss für Kultur und Medien durch einen Vertreter der AfD-Fraktion im In- und Ausland beträchtlicher Schaden für die in einem langen Prozess der gesellschaftlichen Verständigung entwickelte bundesdeutsche Erinnerungskultur droht. Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen ist ein unverzichtbarer Bestandteil des demokratischen Selbstverständnisses der Bundesrepublik Deutschland. Sie wird von maßgeblichen Funktionsträgern der AfD infrage gestellt. Es darf nicht zugelassen werden, dass die parlamentarische Stimme bundesdeutscher Kulturpolitik in den Händen jener liegt, die eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordern, sich zum Stolz auf „die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“ bekennen und erklären, dass man den Deutschen „diese zwölf Jahre nicht mehr vorhalten“ müsse.

Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten fordert deshalb die Fraktionen im Deutschen Bundestag, die sich der Freiheit der Kultur und dem Gedenken an die Opfer des NS-Regimes verpflichtet wissen, dazu auf, durch die Geltendmachung ihrer Zugriffsrechte die Übernahme des Ausschussvorsitzes durch die AfD-Fraktion zu verhindern.

Berlin, den 29. September 2017

Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland

Dr. Insa Eschebach, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, Dr. Detlef Garbe, Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Dr. Stefan Hördler, Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Prof. Dr. Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Buchenwald-Dora, Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten                                                                Geschäftsführung: Dr. Thomas Lutz, Gedenkstättenreferat Stiftung Topographie des Terrors, Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin Tel.: 030-254509-15; lutz [at] topographie [dot] de