Oskar Tramm

»Oskar Tramm, der im Kriege noch nichts zu leiden hatte, hat Ende 1942 in Mampe’s Stuben am Kurfürstendamm zwei Volksgenossinnen gegenüber höchst zersetzende und defaitistische Reden geführt. Dabei hat er auch unseren Führer auf’s niedrigste beschimpft. Als Zersetzungspropagandist unserer Kriegsfeinde, der unseren Wehrwillen angreift, ist er für immer ehrlos. Er wird mit dem Tode bestraft.«

Aus dem Urteil des Volksgerichtshofes gegen Oskar Tramm vom 26. Oktober 1943

Oskar Tramm wurde 1902 als Sohn des Stadtdirektors Heinrich Tramm und dessen zweiter Ehefrau Olga in Hannover geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura, brach das Studium aber ab und begann eine kaufmännische Lehre bei den Continental-Werken.
Er arbeitete einige Jahre als Angestellter, bevor er 1928 im Automobilhandel tätig wurde. Seit 1938 betrieb er ein Geschäft mit Fahrrädern und Kraftfahrzeugteilen. Im Juni 1942
heiratete er Vera Hurtienne.

Im November 1942 soll Tramm in einem Lokal am Kurfürstendamm gegenüber einer Bekannten und ihrer Begleitung sich verächtlich über Hitler und den Kriegsverlauf geäußert haben, was zu seiner Anzeige, Verhaftung und schließlich Verurteilung führte. Das Urteil wurde am 10. Dezember 1943 vollstreckt.

Wir nehmen das Schicksal von Oskar Tramm in diese Auswahlbiografie auf, obwohl er nicht als Soldat verurteilt worden ist. Doch seine Verurteilung durch den Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung“ reiht sich ein in die Verfolgungen, denen Menschen ausgesetzt waren, die in irgendeiner Weise dem Kriegs- und Unterdrückungstreiben der NS-Machthaber widersprachen oder widerstanden.

Zudem hat der Name Tramm als Sohn des langjährigen Stadtdirektors einen prominenten Klang in Hannover.

Grabplatte am Familiengrab der Tramms auf dem Friedhof Engesohde in Hannover (Foto: G. Watermann)

Dokumentenliste

1. Geburtsurkunde
2. Anklageschrift des Oberreichsanwalts
3. Info-Text zum Tatbestand „Wehrkraftzersetzung
4. Info-Text zum Volksgerichtshof
5. Todesurteil des Volksgerichtshofs
6. Gnadengesuch des Bruder Heinrich Tramm junior
7. Reaktion des Reichsjustizministers auf das Gnadengesuch
8. Abbildung des Hinrichtungsraums in Brandenburg-Görden mit Fallbeil
9. Verkündung der Vollstreckung des Todesurteils