Heinrich Rehse

»Kan. Rehse ist ein moralisch minderwertiger, haltloser und durchaus unglaubwürdiger Mensch, der die ihm angeborene Intelligenz in geschickter Weise dazu benutzt, in der Truppe Unruhe und Unzufriedenheit zu stiften.«

Aus einer Beurteilung durch Rehses Kompaniechefs vom 21.Okt. 1941

Mit dieser Beurteilung war das weitere Schicksal von Heinrich Rehse, geboren am 23.2.1914 in Gelsenkirchen, markiert. Seit seiner Wehrdienstzeit ab Oktober 1935 hatte sich seine Strafakte gefüllt. Am 10.12.1939 wird er zum Kriegsdienst gezogen und verbleibt vorerst in Deutschland. Er gilt seinen Vorgesetzten als »militärdienstlich hervorragend« und intelligent und wird zum Gefreiten befördert.

Ab Anfang 1941 ist er bei einer Küstenbatterie in Norwegen eingesetzt. Der Dienst dort ist eintönig und von Formaldrill geprägt. Dagegen begehrt er auf. Bis Ende des Jahres wird er mit insgesamt 129 Tagen Arrest diszipliniert und zum Kanonier degradiert. Die Vorwürfe: Zapfenstreichverletzung, Frauenbesuch, Trunkenheit in der Öffentlichkeit, Fortbleiben von der Truppe. H. Rehse wehrt sich gegen den Kommissdruck, indem er Kameraden gegen Vorgesetzte anstachelt oder sie denunziert, um von sich abzulenken.

Rehse brachte während seiner gesamten Dienstzeit erst Tage, dann Wochen, dann Jahre im Arrest, Strafbataillon, Zuchthaus wegen Disziplinlosigkeit im Dienst, Entfernung von der Truppe und schließlich Fahnenflucht zu. Einer Strafversetzung nach Metz im Januar 1942 entzog er sich, wurde aber gefasst und am 10.3.1942 zu 2 Monaten Zuchthaus verurteilt.

Aus der Wehrmacht ausgeschlossen wurde er als Strafgefangener ins Emslandlager verbracht. Die Vollzugsbehörde beurteilte ihn als »körperlich und geistig gut veranlagt«, seine Verfehlungen seien auf Leichtsinn zurückzuführen.

Er gelangte am 13.11.1943 in die »Bewährungstruppe« 500 nach Skierniewice (heutige Woiwodschaft Łódź in Polen).

Inzwischen von seiner Frau geschieden, kam er nach Warschau in ein Lazarett. Dem Gestellungsbefehl vom 27.3.1944 zurück nach Skierniewice entzog er sich. Er irrte planlos, oft betrunken und Ärger machend herum, bis er im Juni bei einer Kontrolle verhaftet und vom Kriegsgericht angeklagt wurde.

Am 14.7.1944 verurteilt das Kriegsgericht ihn zum Tode. »Der feste Wille, sich dauerhaft dem Kriegsdienst zu entziehen« lautet der Kern der Begründung. Heinrich Rehse wird am 29.8.1944 auf Schießplatz Vahrenwald in Hannover erschossen.

Dokumentenliste

1. Beurteilung durch Kompaniechef vom 21.10.1941
2. Ausführliche (4 Seiten) Beurteilung vom 29.9.1941
3. Disziplinarische Bestrafung vom 28.9.1941 und Überführung
4. Rehse beschuldigt andere 19.10.1941, 8.11.1941
5. Zeugenaussage Gefr. Dentel (einer von 6 Zeugen, die gegen Rehse aussagen)
6. Meldung (3.12.1941) Rehse ist abgehauen
7. 6 Seiten aus dem Strafbuch
8. Urteil vom März 1942 zu 3 Jahren und 2 Mon. Zuchthaus
9. Die Vernehmung Rehses
10. Der Wehrpass
11. Vollstreckungsnachricht